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1. Geschichts-Kursus für die oberen und mittleren Klassen höherer Lehranstalten und zum Selbstunterricht - S. 167

1890 - Leipzig : Reichardt
167 tung der Lage der Arbeiter. Sein letztes Lebensjahr wird verdstert durch die tdliche Erkrankung des Krn-Prinzen Friedrich Wilhelm. 1888 am 9. Mrz stirbt Kaiser Wilhelm I. fast 91jhrig. Ihm folgt der Krn-Prinz unter dem Namen Friedrich Iii. Aver schon nach 99 Tagen erliegt derselbe feinen furchtbaren, mit wahrem Heldenmut ertragenen Leiden am 15. Juni 1888. 1888 Wilhelm^Ii. Deutscher Kaiser und König von Preußen. 1890 Fürst Bismarck legt seine Amter als deutscher Reichs-kauzler und preuischer Ministerprsident nach fast 28-jhriger Amtsdauer nieder. v 1890 Infolge des afrikanischen Vertrages (s. oben) tritt England die Insel Helgoland an Kaiser Wilhelm ab.

2. Bd. 3 - S. 374

1838 - Eisleben : Reichardt
374 Amerika. die von so mächtigem Umfange sind, daß darin 100,000 Stücke und darüber Platz finden. Überhaupt werden alle Erzeugnisse der Viehzucht z. B. Haute, Tasajo, Haare, Hörner rc. nach Buenos Ayres gebracht, dem einzigen Hafen, den die La Plata-Provinzen besitzen. Der Ver- brauch des Fleisches unter allen Standen ist ungeheuer groß; z. B. in der einzigen Stadt Buenos Ayres betragt ec täglich 400 Ochsen. Sehr groß und mannigfaltig ist auch der Verbrauch des Leders, da dasselbe in einer Menge von Dingen, die man in Europa aus Eisen oder Holz verfertigt, diese Stoffe ersetzt. Die Thüre an der Hütte eines Hirten der Pampas besteht aus einer Haut; die Dachsparren und Balken der Seitenwande sind statt mit Nageln durch lederne Riemen verbunden; sein Bette ist eine auf 4 Pfahle, 2 F. hoch über dem Boden aus- gebreitete und festgenagelte Ochfenhaut; sein Pferdegeschirr besteht ganz aus Leder; die Bodenerzeugnisse werden in ledernen Sacken aufbewahrt, kurz man kann kaum eine Gerathschast des Landes nennen, wozu nicht Leder verbraucht ist. Die Bewohner der Provinzen des Rio de la Plata bilden die ganz eigene Erscheinung eines civilisirten Volks, dessen Reichthum fast allein in Viehheerden besteht. Dies erklärt sich sowohl durch die geringe Zahl der Bevölkerung als vorzüglich durch die unermeßlichen Pampas, welche diesen Provinzen eigenthümlich sind und gleich der Meeresflache in unabsehbaren Fernen sich ausdehnen, mit reichem Pflanzenwuchs bedeckt und von Waldungen entblößt, wie die Steppen Asiens, den Menschen zum Hirtenleben einzuladen scheinen. Man findet daher hier gleichsam zwei verschiedene Völker; das eine lebt in Städten ab- geschlossen, treibt Handel, Industrie und fast alle Künste der Eivilisa- tion und unterscheidet sich wenig von den Bewohnern Europas; das andere, über das Land verbreitet, hat seine eigene Tracht, seine eigenen Sitten und ist allen Leidenschaften des halbwilden Menschen unter- worfen. Diesen Theil der Bevölkerung bilden die Gauchos (spr. Gautschos), Abkömmlinge der Spanier und daher als Kreolen betrachtet, wiewohl sie in einem gewissen Grade Mestizen und aus der Vermi- schung der Spanier mit Indianerinnen entstanden sind. Sie gehören zu den rohesten Bewohnern Südamerikas, eine natürliche Folge ihrer ersten Erziehung. Von seiner Geburt an laßt man den Gaucho in einer an der Decke der Hütte hangenden Ochsenhaut sich schaukeln. Im ersten Jahre kriecht er nackt mit einem scharfen, fußlangen Messer in der Hand, gleich einem Spielzeuge, herum. Sobald er auf den Füßen stehen kann, suchet er mit einem Lasso aus Zwirn Hunde, Schweine und Vögel zu fangen. Er fangt jetzt an zu reiten und steigt am Schweife hinauf. Nach 4 Jahren ist er schon behülflich, das Vieh in den Corral zu treiben. Wenn ein Pferd von der Heerde zu entwischen sucht, verfolgt es ein solches Kind, holt es ein und bringt es zurück. Im Alter von 6 Jahren können diese junge Gau- chos schon sehr gut reiten und zwar im stärksten Galopp und mit

3. Bd. 3 - S. 376

1838 - Eisleben : Reichardt
376 Amerika. Man würde sich indeß irren, wenn man glauben wollte, daß diese Naturmenschen ein besonderes kriegerisches Ansehen und einen athle- tischen Wuchs besitzen. Nichts in ihrem Äußern kündigt ihre Starke und ihren Muth an. Von dem beständigen Reiten sind ihre Beine krumm, ihr Leib ist hager, aber muskelig, die Arme und Brust haa- rig, die Farbe schwarzbraun, und fast alle haben eine sehr überein- stimmende Gesichtsbildung. Unempfindlich gegen die Kalte, geben sie sich auch der größten Hitze Preis, ohne den mindesten Nachtheil davon zu empfinden. Sie lieben die Städte nicht und fliehen die Gesellschaft der Menschen. Ihr Aufenthalt ist die Steppe, ihr einziger Zufluchts- ort eine elende Hütte (Rancho), der Erdboden ihr Bett; ein Pferde- oder Ochsengeripp ihr Kopfkissen. Diese Hütte ist von Pfählen erbaut, deren Zwischenraum mit Lehm ausgefüllt wird; das Dach ist meistens mit Kuhhäuten gedeckt und einige Häute dienen als Thüre, als Fen- sterladen und als Betten für die ganze Familie, die sich Männer, Weiber und Kinder durch einander, für den Tag und die Nacht des einen und desselben Raumes bedienen, aus welchem das ganze Haus besteht. Wo die Einrichtung etwas besser ist, da befinden sich einige Häute zwischen 4 Pfählen ausgespannt zu Nachtlagern. Im Som- mer ist die Wohnung so voll Flöhe und Wanzen fo groß wie schwarze Roßkäfer, daß die Familie vor der Hütte schläft. Im Winter wird sie durch eine düstere Lampe voll Nindstalg erleuchtet und durch Holz- kohlen erwärmt. An der Wand hängen 2 oder 3 Sättel nebst Sporen, Fangriemen nebst Kugeln (Lassos und Bolas); der übrige Hausrath besteht, wenn er fehr vollständig ist, aus einem Fäßchen zum Wasserholen, einigen Ochfenhörnern als Trinkgefäßen, einem klei- nen kupfernen Kessel, um Wasser zur Bereitung des Paraguaythees heiß zu machen, und aus einem Gefäße von Blech, worein man den erwähnten Thee gießet, und das mit einem Röhrchen versehen ist, wo- mit man den Thee schlürft. Ein Pferdekopfgerippe wird als Stuhl dem Fremden angeboten, und auf ähnlichen Sitzen lagert sich die Fa- milie rund um den Bratspieß, und alle schneiden sich nun mit langen Messern einen Bissen nach dem andern von dem gebratenen Rindfleisch ab. Eben so sind die meisten Posthäusec beschaffen, welche stations- weise auf den Poststraßen in den Pampas sich befinden. Man muß bei dieser Schilderung nicht vergessen, daß es nicht wilde Indianer sind, von denen gesprochen wird, sondern Nachkommen und Abkömm- linge der eingewanderten Spanier. Eben so einfach wie die Wohnung ist auch die Kleidung der Gauchos. Statt der Stiefel oder Schuhe bedienen sie sich der Haut, welche von den Hinterfüßen der Pferde abgezogen und gegerbt wird; dazu kommt ein Paar weite Hofen von Baumwollenzeug und ein grob wollenes Zeug, das mit einem Riemen um den Leib befestigt wird. Statt des Hemdes bedecken sie sich mit dem Poncho, der aus einem Stück Baumwollenzeug besteht, das in der Mitte eine Öffnung hat, um den Kopf durchzustecken und an

4. Bd. 3 - S. 457

1838 - Eisleben : Reichardt
- ' • Brasi lien. 457 Weiber ziehen an einigen Stellen des Körpers gefärbte Fäden durch die Haut, doch bemalen sich alle mit verschiedenen Figuren, um sich bei ihren Festen zu schmücken. Sie bemalen sich bald schwarz, bald roth, bald weiß, manchmal auch wohl halbschwarz und halbweiß. Mit' Roth und Schwarz sind sie wenig sparsam; denn oft bemalen sich die Botocuden den ganzen Körper schwarz, die Beine und das Gesicht ausgenommen, welches letztere mit rother Farbe und sehr reichlich ver- sehen ist. Unter den Puris findet man die Weiber über den gan- zen Körper mit schwarzen Punkten befleckt, ohngefähr wie ein Perl- huhn. Außer dem Bemalen des Körpers bedienen sich viele Stämme, jedoch nur bei festlichen Gelegenheiten und in ihren Kriegen, der Fe- dern mehrerer Vögel als Schmuck. Einige reihen solche Federn aus Schnüre und bilden, indem sie dieselben um den Kopf binden, eine Art Federkrone. Andere begnügen sich, einzelne Federn an der Stirn oder andern Theilen des Kopfes oder auch um die Beine zu befesti- gen. Ihren Halsschmuck verfertigen sie besonders aus den Samen- körnern einer gewissen Pflanze, welche von den Weibern durchbohrt und auf Schnüre gereihet werden. Oft sind auch in der Mitte sol- cher Schnüre die Zähne von Affen, Unzen, Tapirn und Schweinen, ebenfalls durchbohrt, angehängt. Bei einigen Stammen unterbinden die Mädchen die Füße zwischen Kniee und Waden, wodurch dieser Theil ungemein dünn bleibt, und die Waden dagegen desto stärker hervortreten; sobald sie aber heirathen, wird diese Binde abgemacht. Die Indianer ziehen beständig umher und leben beinahe immer unter freiem Himmel; nur wenn es ihnen an einem Platze sehr gut gefällt, entschließen sie sich, kleine Hütten von Blättern der Palmen oder anderer Gewächse, auch von Schilf, die über einige in die Erde gesteckte Stöcke geflochten und befestigt werden, zu bauen; doch ver- lassen sie auch diese wieder, sobald sie bemerken, daß das Wild durch das stete Verfolgen weniger häufiger wird oder sobald sie einen Überfall und Raubzug auf die nahe gelegenen Plantagen machen »vollen. Diese Hütten sind fast immer im Dickicht der Urwälder versteckt, nur wenig höher als ihre Bewohner, bilden bei den meisten Stam- men einen spitzen Winkel, der gewöhnlich zeltartig nur auf einer Seite, seltener.auf beiden mit Blättern geschlossen ist, und gewahren niemals hinreichenden Schutz gegen die Witterung. Ihr Hausgeräthe besteht außer ihren Waffen, die an den Wänden hängen, aus einigen Flaschenkürbissen, einigen Körben, die zuweilen niedlich geflochten sind und sowohl im Flechten als in der Form Ähnlichkeit mit dergleichen Arbeiten der Südsee-Insulaner haben. Das Hauptstück aber sind aus Baumbast verfertigte Hängmatten, die an Balken um die Hütte her hängen, einen Fuß vom Boden und zugleich als* Bett und als Tisch dienen. Ihre Waffen bestehen aus Bogen und Pfeilen. Er- stere sind von riesenhafter Größe, 5 bis 8 F. lang und aus elastischen Holzarten verfertigt. Die 4 bis 6 F. langen Pfeile sind von Rohr

5. Bd. 3 - S. 399

1838 - Eisleben : Reichardt
Patagonien. 399 welches der Mann besteigen will, einfangen, herbeibringen und satteln, auf den Wanderungen den Zug der Thiere in Ordnung erhalten, die Lastthiere kunstgerecht bepacken, sie auf den Ruheplatzen entladen, die Feuer anzünden, mit einem Worte, dem Manne dienen, der theil- nahmlos der Ruhe pflegt. Auf dem Marsche tragen die Frauen ihre Kinder in Binden, zum Theil auch in einer Art von Wiegen, auf denen der Säugling senkrecht festgebunden steht. Die geringste Ver- nachlässigung nur einer von diesen vielen Pflichten zieht harte Züchti- gungen nach sich, und auffallend ist die Menge tiefer Narben, welche manche Pehuenchen-Weiber bedecken. Während aber die Männer ihre Weiber mit einer so großen Härte und Gleichgültigkeit behandeln, und sie für eine Art ihnen weit untergeordneter Geschöpfe halten, schließen zwei Männer, die sich gefallen, mit mancher Ceremonie ein Freundschaftsbündniß (Lacutun) unter sich, welches mit Gewiffen- haftigkeit aufrecht erhalten wird und in alle Verhältnisse ihres Lebens eingreift. Wo sich irgend zwei Glieder eines solchen Bundes treffen, sind sie verbunden, vorzugsweise mit einander umzugehen. Sie schla- fen auf demselben Felle und trennen sich im Kriege nie, um an ver- schiedenen Orten zu fechten. Im Kampfe ist der eine für den andern sich zu opfern verbunden, und beide müssen sich in jeder Noth ohne Furcht und ohne Rücksicht beistehen. Die Kinder lernen, wenige Monate alt, sich auf dem Sattel hinter der Mutter anklammern, und erlangen bald die Fertigkeit, an- haltende und schnelle Ritte gleich den Erwachsenen zu ertragen. Mit etwas zunehmenden Kräften lernt das Mädchen Mais zwischen ein Paar Steinen zerquetschen, die Samen des Pehuen für den Winter aufbewahren, die Heerden abwarten, einen Poncho weben, und zuletzt erbt sie die Färberkünste der Mutter, die oft nicht verächtlich sind. Der Knabe wächst wilder und unabhängiger auf, und wird in einem Alter, wo unsere Kinder kaum allein zu gehen vermögen, schon zum kühnen Reiter. Er erlangt bald Übung im Gebrauch der Waffen, zieht später mit in den Krieg und nimmt Theil an den Berathungen. Der Kunstflciß der Pehuenchen ist nicht sehr bedeutend und be- schränkt sich meistens auf die Verfertigung von Dingen, welche ihnen Eitelkeit und Putzliebe unentbehrlich machen. Ihre Metallarbeiten sind roh; Bewunderung verdient ihre feine Verarbeitung von dünnen Streifen ungegerbter Pfcrdehaut. Ueber eine Schnur von Pferdehaaren flechten sie, ohne je sich zu verwirren, 12 — 15 schmale Riemen in künstlichen Mustern zu Zäumen und Sattelgurten zusammen. Ihre Reitstiefeln ohne Nath (Zumeles) bestehen aus dem Hinterfuße eines Pferdes, dessen Haut man oberhalb des zweiten Gelenkes zirkel- förmig durchschneidet, hierauf abstreift, durch vorsichtiges Schaben und Gerben mit sehr häufig in den Anden vorkommender alaunhaltiger Erde geschmeidig macht und endlich zu einem Strumpfe gestaltet, wel- cher bloß unten an der Spitze zugenäht wird. Was ihre übrige

6. Bd. 3 - S. 410

1838 - Eisleben : Reichardt
410 Amerika. Wüchse; nicht über 5}¿ F. groß, und haben fast gar keinen Bart, dunkle, kleine Augen, platte Nasen, kurze und schlecht gebaute Beine, langes, schwarzes Haar, eine schmutzige Kupfersarbe der Haut, und ein dummes Gesicht ohne allen Ausdruck. Die Weiber sind kleiner als die Männer, aber starker, haben kleine Hände, schön geformte Finger und zeigen mehr Lebhaftigkeit und Gewandtheit als die Männer, manche sind selbst ziemlich hübsch. Ihre Stimme ist so scharf und fein, daß sie sich darin bei Weitem mehr von dem männlichen Ge- schlechte unterscheiden, als vielleicht in irgend einem andern Lande. Die Kinder, welche in der Regel nackt gehen, sind durch ungeheuer dicke Bäuche auffallend, dennoch verwachsen sie dieselben mit den Jah- ren und gestalten sich zu einem gehörigen Verhältniß. So lange die Kinder noch nicht laufen können, werden sie von ihren Müttern in einer Art von Sack getragen, der zwischen der ihre Schultern bedecken- den Thierhaut steckt. Für ihre Kinder haben sie sehr viel Zärtlichkeit und behandeln sie mit Sanftmuth. Die ganze Kleidung der Feuerlander besteht in einem Felle von einer Robbe oder einer Fischotter, das mir dem Haar nach Außen zusammengenähet ist und über die Schultern hängt. Diese Art von Mantel wird an den obern Zipfeln und um den Leib mittelst eines aus Fischdärmen verfertigten Stricks festgehalten. Vielen fehlt selbst dieses armselige Kleidungsstück. Den Kopf tragen sie bloß und unbe- deckt, bei den ältesten Männern sieht man auch wohl eine Federmütze. Zur Fußbedeckung bedienen sie sich zuweilen eines Stücks von einem Robbenfell, welches sie um den Knöchel zusammenbinden. Die Wei- der sind in der Regel sittsamer und anständiger bekleidet, und haben sowohl ein größeres Fell über den Schultern hängen, als auch lassen sie es unter den Armen so anschließen, daß der Busen davon völlig bedeckt wird, so wie sie zugleich um die Mitte des Leibes mit einer, von einem Thierfelle gemachten Schürze versehen sind. Weiber und Kinder tragen Halsbänder, die aus einer niedlichen kleinen Muschelart mit aus Robbendärmen verfertigten Schnüren sinnreich an einanderge- reihet sind. Einige haben auch einen aus Fischeingeweiden verfertigten Strick, welcher mehrmals nach Art eines Halstuchs umgewunden wird. Desgleichen trägt das weibliche Geschlecht von jedem Alter spwohl um das Hand- als Fußgelenk einen aus Fischdärmen verfertigten Ring. Weddell schenkte einem Feuerländer ein weißes Flanellhemd, welches dieser schnell anzog und damit vor Freuden unter seinen Gefährten herumsprang. Da sie sämmtlich großen Werth auf dieses Geschenk legten, so zog es einer nach dem andern 8-10 Minuten lang an; als sie sich aber darüber satt gefreuet hatten, zerrissen sie es in Strei- fen und vertheilten diese unter sich zu gleichen Theilen. Ein anderer Engländer schenkte bei einem seiner Besuche in den Hütten der Feuer- länder ein rothes Tuch, das ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte, dem jüngsten Mädchen der Familie; dieses zerriß dasselbe in

7. Bd. 3 - S. 415

1838 - Eisleben : Reichardt
Feu erland. 415 ohngefähr in der Mitte anfassen und mit dem rechten Auge zielen. Der hölzerne, 10 F. lange Schaft derfelben ist gerade und glatt gear- beitet; die Spitzen sind von harten Knochen, etwa 7 Zoll lang, scharf gespitzt und auf der einen Seite 4 F. von der Spitze mit einem Wider- haken versehen; eine andere Art ist längs der ganzen Seite mit scharfen Widerhaken besetzt. Auch haben die Feuerlander Schleudern, um Steine damit zu werfen, welche aus Robben- oder Fischotterfellen gemacht und von der gewöhnlichen Europäischen Form sind. Die Riemen daran sind nett aus kleinen Därmen geflochten und haben am Ende sehr geschickt gemachte Knoten. Außerdem sah Weddel! noch eine andere Art Waffe bei den Feuerlandern an den südlichen Küsten, bestehend in einem zugespitzten Kieselsteine, welcher in einem 9 Zoll langen Handgriffe befestigt war. Vermuthlich war es eine Art Dolch. Die Geschicklichkeit und Gewandtheit, womit die Feuer- länder ihre verschiedenen Waffen handhaben, so wie die an vielen unter ihnen sichtbaren Narben bewiesen deutlich, daß sie auch zuweilen Krieg unter sich führen, doch leben sie keinesweges in ewiger Fehde mit einander, wie einige Reisende behaupten, sondern nur zuweilen bricht Streit unter ihnen aus, wird aber jederzeit bald wieder unterdrückt. Sowohl die Waffen und die Kanots, als auch verschiedene andere Arbeiten beweisen, daß die Feuerländer nicht ungeschickt sind. Wed- dell insbesondere rühmt ihre Halsbänder und Körbe. Erstere waren sehr geschickt aus kleinen, kegelförmigen, mit dem schönsten Email (Schmelz) überzogenen Muscheln gemacht. Bei der Öffnung waren sie durchbohrt und so eine neben der andern an eine aus Därmen gemachte Schnur gereihet, welche, obschon nicht stärker als eine dünne Peitschenschnur, dennoch aus 5 Riemen zusammengeflochten war, und zwar so nett und kunstreich, daß man nicht begreifen konnte, wie sich dergleichen mit der Hand habe machen lassen. Die Körbe waren aus starkem Grase und ebenfalls sehr geschickt geflochten; zwischen die der Länge nach gehenden Halme waren die Blätter der Quere nach ein- gewebt, oben hatten sie einen Griff. Die Sprache der Feuerländer ist schwer und kommt ausschließlich aus der Kehle, so daß ein und dasselbe Wort, von verschiedenen In- dividuen ausgesprochen, niemals ganz gleich klingt. Cordova und sei- nen Spaniern gelang es nicht, irgend etwas aus ihrem Munde zu verstehen oder nur ihre Laute nachzusprechen, dagegen sie alles, was sie die Spanier sprechen hörten, mit Leichtigkeit wiederholten. Ein Lieblingswort, sagt Cordova, was sie beständig im Munde führten, war Pescheri, welches die Spanier sich für gleichbedeutend mit „Freund" verdolmetschten. Die Worte, welche die Britten King und Stokes während ihres Aufenthalts bei den Feuerländern am häufig- sten von ihnen hörten, waren Schern und Petit. „Schiff oder Fahrzeug und Kind." Sonderbar genug sprachen sie das letzte Wort genau so aus, wie dies im Französischen geschieht. Übrigens besitzen

8. Bd. 3 - S. 548

1838 - Eisleben : Reichardt
548 Australien. zeigen sie sich in ihren Kämpfen gerade nicht tapfer, aber verfchlagen, gewandt und ^ fähig, große Befchwerden zu ertragen. Aus diefem gränzenlofen Rachedurst entspringt auch der bei den Neuseeländern noch immer herrschende, Gebrauch die abgeschnittenen und zubereiteten Kopfe der Feinde als Siegesdenkmal aufzubewahren und die Leich- name zu verzehren. Bei manchen Festlichkeiten werden diese Köpfe auf den Dächern der Häuser in Reihen aufgestellt. Sollten sich aber Missionare bei dieser Gelegenheit einfinden, so verhüllt man sie mit Tüchern. Es sind gräßliche Gegenstände diese Köpfe. Die Gesichtszüge sind höchst wohl erhalten; Haar und Bart ganz unversehrt; nur die Augen sind geschlossen und geben dem Ganzen das Ansehen einer Leiche. Der Gebrauch die Köpfe der Feinde aufzubewahren, ist erst in neuerer Zeit entstanden. Ehemals beschränkte sich diese Sitte nur auf die Köpfe der verstorbenen Freunde, denen man selbst eine Art religiöser Verehrung bezeigte. Als aber die Europäer dergleichen Köpfe begierig zu kaufen suchten, um sie als Merkwürdigkeit mit nach Hause zu bringen, und man sich doch von denen der Freunde nicht gern tren- nen mochte, sing man ^ an die Köpfe der Feinde für diesen Zweck vorzurichten. Dieser schändliche Handel mit Menschenköpfen hat jetzt auf ganz Neuseeland eine große Ausbreitung erhalten *). Selbst nach Sydney in Neusüdwales wurden sie förmlich zu Markt gebracht. Doch hat der dortige Brittische Gouverneur dem Unwesen in letzter Zeit durch ein strenges Verbot gesteuert. Wie ein Häuptling dem Missionar Uate erzählte, so ist das Verfahren bei der Zubereitung dieser Köpfe folgendes. Nachdem nämlich der Kopf vom Rumpfe abgeschnitten worden, wird durch eine an der hintern Seite gemachte Öffnung das Gehirn herausgenommen und der Schädel inwendig von allen fleischigen Theilen sorgfältig gereinigt. Hierauf nimmt man die Augen heraus und wirft den Kopf in siedendes Wasser, welches durch glühende Steine in steter Hitze erhalten wird. Nachdem die Haut so weich geworden, daß man sie abstreifen könnte, wird der Kopf plötzlich in kaltes Wasser gesteckt, wieder herausgenommen und in ei- nen geheizten Ofen gethan, damit die Wärme und der Dampf das Innere des Schädels ganz durchdringen können. Nachdem dieses geschehen, steckt man ihn auf eine Stange zum Trocknen, legt ihn aber- mals in den Ofen und entfernt nun das Fleisch von allen knochigen Theilen. Hierauf wird der leere Raum unter der Haut mittelst klei- ner Stäbchen mit Flachs oder zarter Baumrinde ausgefüllt, so daß das Gesicht seine vorige Gestalt wieder empfängt und die Gesichtszüge *) Die Missionäre haben ihr Möglichstes gethan, um diesem Handel kn ihren Bezirken ein Ende zu machen, allein ihr Einfluß ist noch nicht groß genug, und der Handel mit Köpfen dauert fort, so lange sich Käufer finden.

9. Bd. 3 - S. 553

1838 - Eisleben : Reichardt
I N euseeland. 553 Pattu-Pattu ist aus grünem Talkstein (Nephrit) verfertigt, hat die Form eines Biberschwanzes und wird gebraucht, um dem erlegten Feinde den Kopf abzuschlagen und das Gehirn aus dem Schädel zu werfen. Es ist die einzige Waffe, die noch immer in Ansehen steht und durch die Europäischen Waffen nicht verdrängt worden ist. Man betrachtet es als eine Art von Auszeichnung, wenn man unter dem Oberkleide oder am Gürtel herabhangend, ein solches Meri tragt, wel- ches dann unter die schönsten Arbeiten des einheimischen Kunstfleißes gehört, indem es mit so vieler Kunst geglättet und ausgearbeitet ist, daß nicht leicht ein Europäer etwas so Vollendetes liefern würde. Es erbt auf Kinder und Kindeskinder fort und schwerlich wird sich eine Fami- lie um irgend einen Preis davon trennen wollen. Die aus Holz, Wallsischknochen oder aus etwas anderm als Nephrit gemachten Meris werden nicht sehr geschätzt und man kann dergleichen für ein Messer, eine Scheere oder selbst für ein Bischen Tabak kaufen. Die Neuseeländer haben auch Festungen, Orte, wohin sich die Eingebornen zurückziehen und ihre Weiber, Kinder und Sklaven vor dem Feinde in Sicherheit bringen. Gewöhnlich wählt man zu einer solchen Festung oder Pa, eine Stelle an einem Flusse und auf dem flachen Gipfel eines Hügels, so daß man sich leicht mit Wasser verse- hen kann. Manche solcher Festungen haben außerordentliche Mühe gekostet und sind sehr stark. Sie haben an jeder angreifbaren Seite eine doppelte Einzäunung, von denen die innere 20 -30 F. hoch ist und aus langen starken Pfählen und Pfosten besteht, welche mit den strickartigen Wurzeln des Toro toro, einer sehr häufig vorkommen- den Waldpflanze, fest zusammengeflochten sind. Jede 6 F. von ein- ander ist eine ziemlich kunstreich aus Holz geschnitzte, fürchterlich aus- sehende Figur angebracht, welche in der Hand ein Pattu-Pattu hält und dem angreifenden Feinde drohend entgegen blickt. Etwa 60 F. von einander entfernt sind kleine viereckige Vorsprünge, gleichsam Bastio- nen mit Schießlöchern, so daß man im Fall des Angriffs ein Kreuz- feuer machen kann. Die äußere Einzäunung ist weniger fest als die innere und hat zunächst den Zweck, den Feind zu beschäftigen, damit er die innere Verschanzung nicht sogleich durchbrechen könne. Man hat Beispiele, daß ein solches Pa 5 — 6 Monate lang vergeblich und nicht ohne großen Verlust an Mannschaft belagert worden ist. Das Innere dieser Festungen kann eine Stadt genannt werden. Die Häu- ser stehen in Vierecken beisammen. Als Ausgänge dienen in Kriegs- zeiten kleine Löcher in der äußern Verschanzung, durch welche ein Er- wachsener nur mühsam kriechen kann. Eigentliche Thore hat allein die innere Einzäunung. Sie bestehen aus starkem Holz, sind mit Riegeln und Pflöcken versehen und werden bloß im höchsten Noth- falle geöffnet. Die Dörfer der Neuseeländer bestehen gemeiniglich aus einer Menge von Häusern, die ohne Plan und Ordnung über eine weite

10. Bd. 3 - S. 554

1838 - Eisleben : Reichardt
554 Australien. Fläche zerstreut sind. Was am Meisten in die Augen fallt, das sind die auf den Kronen der höchsten Baume angelegten Vorrathsbehalt- nisse. Es sind flache Gestelle, aus starken Stangen bestehend, welche sehr dauerhaft mit Baumzweigen an einander befestigt werden. Die darauf gestellten Vorräthe von Getreide und Kartoffeln werden da- durch nicht bloß vor Ratten, sondern auch vor Dieben gesichert. Die Häuser der bessern Art sind gut gebaut und reichlich mit Bild- und Schnitzwerk verziert. Man errichtet sie aus Schilfrohr und deckt sie mit Palmblättern, welche zierlich an einander gefügt werden. Es giebt solche Häuser von 16 F. Länge und 10 F. Breite. An der Vorderseite ist eine Verandah oder ein durch das vorragende Dach bedeckter Gang. Die geringe Höhe eines solchen Hauses, welche nur 4 oder höchstens 5 F. beträgt, macht den Aufenthalt darin sehr un- bequem- Den Eingang bildet eine Schiebthüre am Ende der Ve- randah. Eine kleine Öffnung hat die doppelte Bestimmung Luft und Licht einzulassen, und kann durch einen Schubladen geschlossen wer- den. Die Hauser der ärmern Klasse sind nicht so gut gebaut, aber doch wind- und wasserdicht. Merkwürdig ist, daß die Vorrathshäu- sec schöner und besser gebaut und verziert sind, als selbst die besten Wohnhäuser. Sie stehen zu der Zeit, wo sie gefüllt sind, unter dem Tabu. Hausgeräthe findet man nicht. Ein wenig Rohr und Bin- sen auf dem Boden ausgebreitet, dient als Bett. Eine Kalabasse (B. Ii., 856) enthält das nöthige Wasser und ein kleiner mit Schnitzwerk verzierter Kasten verschiedene Kleinigkeiten. Zum Kochen braucht man nichts weiter als einige Steine, und die Werkzeuge zum Arbeiten bestehen in einer kleinen Axt und einem Beil, beide aus Nephrit verfertigt. Indessen treten an deren Stelle jetzt immer mehr Europäische Werkzeuge, die von den Europäern eingetauscht werden. Die Pflanzungen der Neuseeländer befinden sich nicht unmittel- bar bei den Wohnungen, obschon jeder eine kleine Pflanzung bei der Hand hat um die Bedürfnisse des Augenblicks zu befriedigen und nicht nöthig zu haben, die Haupterndte anzugreifen, sondern liegen sehr zerstreut, oft Stunden weit von einander. Man versteht den Boden gut zu bearbeiten, zu düngen, ja selbst schlechten Boden durch Beimi- schung anderer passender Erdarten zu verbessern. Ihre Nahrungs- mittel sind jetzt sehr mannigfaltig. Ehemals waren sie auf Bataten, Farnkraut-Wurzeln und Fische beschränkt. Jetzt haben sie verschie- dene Knollengewächse, eine größere Gattung von Bataten als die ehe- malige, Melonen, Kürbisse, Kohl, Zwiebeln, Pams, Pfirsiche, Mais und mancherlei eßbare Wurzeln und Schweine in Menge. Die Me- thode, das Fleisch zu kochen, ist sehr einfach. Ein rundes Loch wird in den Erdboden gegraben, unten beckenförmig ausgehöhlt und dann mit trocknen Brennholz und kleinen Steinen angefüllt. Wenn die Steine durch und durch erhitzt sind, nimmt man sie aus dem Loche heraus und reinigt dasselbe von der Asche und den Kohlen. Hierauf
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